Cyber Resilience Act: Warum ein ISMS jetzt unverzichtbar ist

Mit dem Cyber Resilience Act (CRA) bringt die Europäische Union eine Verordnung auf den Weg, die die Cybersicherheit von digitalen Produkten verbindlich regelt. Was bisher vor allem freiwillige Best Practice war – etwa sichere Entwicklung, Schwachstellenmanagement oder Security-by-Design – wird nun zur gesetzlichen Pflicht für Hersteller.

Softwarehersteller und Anbieter digitaler Produkte müssen sich auf umfassende Anforderungen einstellen, die weit über technische Maßnahmen hinausgehen. Es geht nicht nur darum, wie Software entwickelt wird – sondern auch, wie Prozesse, Dokumentation und organisatorische Verantwortung über den gesamten Produktlebenszyklus strukturiert sind.

Die Praxis zeigt: Diese Anforderungen lassen sich ohne ein strukturiertes Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) kaum effizient und dauerhaft erfüllen. Wer CRA-konform bleiben will, braucht klare Prozesse, definierte Rollen – und einen dokumentierten Sicherheitsansatz.

Wen betrifft der CRA?

Der CRA gilt für alle Produkte mit digitalen Elementen, die in der EU in Verkehr gebracht werden – unabhängig davon, ob sie physisch oder rein digital sind. Dazu zählen u. a.:

  • Stand-alone Software (lokal oder cloudbasiert)
  • Embedded Software in Geräten
  • IoT-Produkte
  • Sicherheitsanwendungen (z. B. Authentifizierungs-Tools)
  • Firmware, Software-Bibliotheken, APIs

Auch Open-Source-Komponenten können betroffen sein, wenn sie kommerziell bereitgestellt oder Bestandteil eines Produkts sind.

Besonders im Fokus: Unternehmen, die Softwareprodukte entwickeln, warten oder vertreiben, stehen im Zentrum der CRA-Regelung. Die Anforderungen betreffen nicht nur den Quellcode, sondern auch Prozesse wie Updates, Dokumentation, Support und Schwachstellenhandling.

Was fordert der CRA konkret?

Der CRA schreibt eine Vielzahl an technischen und organisatorischen Maßnahmen vor. Hersteller müssen unter anderem sicherstellen, dass ihre Produkte:

  • keine bekannten, ungepatchten Schwachstellen enthalten
  • sicher konfiguriert ausgeliefert werden („Secure by Default“)
  • nur autorisierten Zugriff erlauben
  • sichere Updates ermöglichen – automatisiert, überprüfbar und dokumentiert
  • über den gesamten Lebenszyklus gepflegt und unterstützt werden
  • ein funktionierendes Schwachstellenmanagement etablieren
  • technische Dokumentation bereitstellen – inkl. Risikoanalyse, SBOM, Konformitätserklärung
  • Vorfallmeldungen an Behörden und Kunden umgehend übermitteln

Die Verantwortung liegt – auch dann, wenn externe Komponenten oder Bibliotheken verwendet werden.

Warum ist ein ISMS entscheidend für die CRA-Umsetzung?

Ein Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) nach ISO/IEC 27001 ist kein gesetzliches Muss im CRA – doch in der Praxis kaum wegzudenken. Denn die Umsetzung vieler CRA-Anforderungen erfordert genau das, was ein ISMS strukturiert abbildet:

CRA-AnforderungISMS-Lösung
Bekannte Schwachstellen vermeidenRisikobewertung, Schwachstellenmanagement, Patchprozesse
Sichere EntwicklungEntwicklungsrichtlinien, Code Reviews, Security Testing
ZugriffssteuerungRollenbasierter Zugriff, Berechtigungskonzepte, Logging
Update-MechanismusLifecycle-Management, Signierung, Dokumentation
VorfallsbehandlungIncident Response Prozesse, Meldeketten, Reporting
Technische DokumentationDoku-Struktur, Versionierung, Verantwortlichkeiten

Ein ISMS sorgt für klare Zuständigkeiten, dokumentierte Prozesse und eine kontinuierliche Verbesserung. Genau das braucht es, um CRA-konform zu bleiben – nicht nur einmalig, sondern dauerhaft.

Ohne ISMS Schwierig.

Ohne ein ISMS fehlen meist:

  • klare Sicherheitsrichtlinien für Entwicklung und Betrieb
  • strukturiertes Schwachstellenmanagement
  • nachvollziehbare Update- und Supportprozesse
  • systematische Risikoanalysen und Dokumentation

Das Risiko: Unternehmen setzen zwar einzelne CRA-Maßnahmen um – aber ohne verbindliche Prozesse können sie diese weder nachweisen noch konsistent durchführen.

Was sollten Softwarehersteller jetzt tun?

Die Zeit bis zum Wirksamwerden des CRA läuft – Unternehmen sollten jetzt aktiv werden:

  • GAP-Analyse durchführen: Was ist bereits vorhanden? Was fehlt?
  • ISMS-Prozesse etablieren – oder ein bestehendes ISMS CRA-fit machen
  • Softwareentwicklungsprozesse anpassen: Secure Coding, Prüfungen, automatisierte Sicherheit
  • Dokumentation vorbereiten: SBOM, TARA, Konformitätserklärung
  • Kontaktstelle und Meldeprozesse einrichten

Unser Tipp

Ein ISMS muss nicht riesig oder schwerfällig sein. Mit einem klaren Fahrplan, schlanken Vorlagen und praxisnahen Tools lassen sich viele ISMS-Elemente effizient aufbauen – besonders für kleine und mittlere Softwarehäuser.

Wer ein ISMS bereits etabliert hat, kann es gezielt um CRA-relevante Inhalte erweitern – z. B. durch SBOM-Verwaltung, Produktdokumentation und Update-Strategien.

Unterstützung gesucht?

Wir kombinieren Beratung zur ISMS-Umsetzung mit einer zur Steuerung von Maßnahmen, Risiken, Assets und Anforderungen.

Wir helfen Softwareherstellern und technologiegetriebenen Unternehmen dabei:

  • den CRA richtig einzuordnen
  • bestehende ISMS-Elemente anzupassen
  • Softwareentwicklungsprozesse sicher zu gestalten
  • und eine dauerhafte, dokumentierte CRA-Konformität zu erreichen

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf – bevor der CRA Realität wird.